Rückblick
B. Maxin hat wieder bei Archivbesuchen in Berlin-Dahlem und Leipzig Mikrofilme bzw. Kopien beschafft, Reisen zur Klärung von Sachfragen nach Breslau (Namenskartei Rospond) und nach Kreuzburg/Kluczbork zu Pfarrer H. Schröder unternommen, der zeitweise in Friedrichshof, Passenheim und Lötzen tätig gewesen ist. Mitte Juli hatte er in Malchen für ein paar Tage Rektor Zb. Kudrzycki nebst Frau und Tochter aus Rozogi zu Gast, die zuvor eine Woche M. Jend in St. Augustin besucht hatten. Während des Genealogentages in Lünen/Westf. nahm er Gelegenheiten wahr, mit Forscherfreunden über organisatorische Fragen zum Aufbau überregionaler Historischer Einwohner-Datenbanken zu sprechen. Bemerkenswert ist ein Lob im Vortrag von K.-D. Kreplin bei der Frage "Was ist realisierbar?" Es wurde exemplarisch hervorgehoben, daß es neben konzeptionellen Schwierigkeiten bei genealogischen Vereinigungen auch Mitarbeiterprobleme gibt. Hingewiesen wurde darauf, künftig mehr pädagogisches Geschick einzubringen, um Fortschritte erzielen zu können. Bisher war es nur der GeAGNO möglich gewesen, zehn Jahre kontinuierlich Aufbauarbeit zu leisten. Erwünscht und oft ausschlaggebend sind Arbeits- und Beratungstreffen in guter Atmosphäre und persönlichen Beziehungen.
Einige Veränderungen unter den Mitarbeitern sind eingetreten, die hier zu nennen sind:
1. In der März-Biene 1997 wurde auf Seite 4 bezüglich der Probleme bei Datenbanken mitgeteilt, daß drei Herren Hilfestellungen leisten können. Die beiden zuerst genannten sind dazu nach wie vor bereit, an die Stelle des zuletzt genannten ist Jörg Langmann getreten, der vielen aus den Jahren 1990 bis 1993 schon bekannt ist. Er kann neben Michael Bulitta (Bonn) von ACCESS-Anwendern vor allem im norddeutschen Raum um Hamburg-Hannover-Berlin in Anspruch genommen werden. Seine Anschrift: 22143 Hamburg, Siker Landstr. 41. (Tel. 0172-2 392 301).
2. Hinsichtlich der Tätigkeit von Bernd Blaudow haben wir am 1. Juli beim Beratungstreffen zur Kenntnis genommen, daß er uns künftig nur als Berater zur Verfügung stehen kann, weil sein Berufsweg wieder zurück in die USA führen wird. An seine Stelle als Hauptverantwortlicher für die Datenbankorganisation der GeAGNO ist Martin Jend getreten.
Nachwuchs
Es muß immer wieder gesagt werden, daß wir nicht genügend Mitarbeiter für die vor uns liegende Quellenaufbereitung und -auswertung haben. Wo immer möglich, sollten alle nach Interessierten Ausschau halten. Es zeigt sich mehr und mehr auch, daß eine gewisse "Öffentlichkeitsarbeit" notwendig ist. Erfolge zeigen sich bereits bei der durch M.Bulitta über das Internet durchgeführten Informationen über unsere Arbeitsgemeinschaft. Unsere Beiträge in den Publikationen der "Heimatverbände", die sich nicht nur an die aktiven Vorfahrenforscher wenden, tragen natürlich auch dazu bei, Interesse für unsere Arbeiten zu wecken und Nachwuchskräfte zuzuführen.
Überarbeitung der Sortiernamen
Neben den weiterhin fleißigen Tätigkeiten an den Quellen (s. nachfolgenden Abschnitt) wurden von den drei Obengenannten viel Zeit für die Überarbeitung der "Sortiernamen" aufgewandt. Bisher bestand die Funktion der "Sortiernamen" nur darin, die unterschiedlich geschriebenen, aber zusammengehörenden Familiennamen bei Datenbank-Recherchen optimal auswerten zu können. Um die häufig gestellten Fragen nach Herkunft, Ursprung und Bedeutung der Namen beantworten zu können, war es zwangsläufig erforderlich, sich intensiver mit der Namenskunde speziell für unser Forschungsgebiet zu beschäftigen (s. Beitrag von B.M. u.a.: "Grundlagen zur Namenskunde in Westmasuren im 18. und 19. Jahrhundert). Es war naheliegend, hierfür die in unserer Namendatenbank vorhandenen Famliennamen und den ihnen zugeordneten Sortiernamen zu nutzen. Der erste Entwurf wurde von Oktober bis Februar erstellt und in einer kleinen Anzahl verteilt. Anmerkungen von Frau Renate Jude und Frau Martina Wermes (beide DZfG) und die gründliche Korrekturlesung von Frank Jork ergaben die Notwendigkeit einer weiteren Bearbeitung. Im Hinblick auf die Namenskunde war es erforderlich, die Anzahl der "Sortiermanen" weiter erheblich zu verringern, weil - wie aus Leipzig angemerkt wurde - eine Vielzahl unserer Sortierkritierien ebenfalls nur Schreibvarianten ein und desselben Familiennamens waren. Als nützlich erwies sich auch der Rat der DZfG, sich mit dem Institut für Slavistik der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig (Abt. Deutsch-Slavische Namenforschung) in Verbindung zu setzen. Die dort tätigen Wissenschaftler - insbesondere Prof. Dr. W. Wenzel - haben sich intensiv auch mit slawischer Namenforschung wegen der sorbischen Minderheit in Sachsen beschäftigt. Sie sind dabei, das Gebiet ihrer Forschungen erheblich auszuweiten und waren deshalb erfreut über die Vorarbeiten der GeAGNO zur westmasurischer Namenforschung, die B.M. in Leipzig vortragen konnte. Nach derzeitigem Stand besteht die große Aussicht, in Zusammenarbeit mit der Abt. Deutsch-Slavische Namenforschung der Uni Leipzig etwas Grundlegendes zur masurischen Regionalgeschichtsforschung zu schaffen. Es darf in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, daß es auch im Pressearchiv des Herder-Instituts Marburg möglich war, Aspekte unserer namenkundlichen Konzeption zu diskutieren und manche Anregung aufzunehmen. Eine neue Aufgabe ist es, die Schreibweise der "Sortiernamen", die nun nicht mehr nur für Sortierzwecke vorgesehen sind, auf "Grundformen" zurückzuführen. Es ist beabsichtigt, diese zeitaufwendige Präzisierung der "Sortiernamen" im Oktober abzuschließen. Besonderer Dank für wertvolle Rückmeldungen zur Gestaltung der Sortiernamen-Datenbank ist denen zu sagen, deren Namen hier in Fettdruck erscheinen!
B. Maxin: Grundlagen zur Namenskunde westmasurischer Familiennamen
Bevölkerungsbewegungen - mit welchen Ursachen auch immer - haben stattgefunden und in der deutschen Namenwelt starke Spuren hinterlassen, wie ein Blick in die Telefonbücher zeigt. Familienforscher wie Historiker bemühen sich, Überblicke zu behalten und beklagen gelegentlich den Mangel an Handreichungen zum Verständnis der südostpreußischen Namen. So ist es nicht verwunderlich, wenn Namensträger wenig oder nichts zu ihrer eigenen Visitenkarte sagen können.
Die von uns gewählte Schreibweise der "Sortiernamen" soll auf die ursprüngliche Namensform hinweisen, den Variantenreichtum überschaubar machen, ordnen, begrenzen und Zusammenhänge feststellen. Bei der Festlegung der standardisierten Formen sind die Ortsquellen von Bedeutung. Die kürzeste Form ist in der Regel für Forschungszwecke am besten geeignet, wenn sie Verwechslungen an anderer Stelle ausschließt. Phonetisch bedeutsam sind Anfangsbuchstaben und Namensendungen.
Die Kenntnis des polnischsprachigen Ursprungs vieler in Masuren vorkommender Familiennamen ist hilfreich und ein Vergleich mit anderen Landschaften wie Schlesien bzw. der Oberlausitz bewahrt vor Fehlurteilen. Der GeAGNO geht es nicht darum, masurische Namensformen zu polonisieren, sie berücksichtigt vielmehr wesentliche Spracherscheinungen mit ihren Folgeformen und kirchlichen Einflüssen, insbesondere nach der Reformationszeit. Denn im Verlauf der Generationen hat sich in dieser Region eine eigene Sprachregelung für Vor- und Nachnamen entwickelt, die um 1717 bzw. um 1818 grundlegend geworden ist. (Ähnlich verhält es sich mit den Farben der Masuren, s. Literatur S. 5.).
Bis zur politischen Wende haben sich nur wenige aus Ostpreußen stammende Menschen näher mit dem masurischen Namenvorkommen befaßt. Bei Heimattreffen ist hüben und drüben z.Zt. noch reichlich Ideologie vernehmbar. Genealogische Wissensgrundlagen sind - wie Befragungen unter rund 4000 "Noch-Ostpreußen" ergaben - oft "kurzatmig". Nach unseren Erfahrungen interessiert sich wohl die Enkelgeneration etwas mehr als die Vätergeneration für die Geschichte der Vorfahren. Die GeAGNO möchte mit ihrer Vorgehensweise fundierte Beiträge zur Erforschung Westmasurens und seiner Randlandschaften leisten, verknüpft mit den wesentlichen Vorarbeiten anderer.
Jeder Quellenbearbeiter steht vor vielschichtigen Aufgaben, deshalb dienen "Sortiernamen" auch der Arbeitserleichterung. Eine umfassende Identifizierung erscheint möglich. Kritisch sind wir gegenüber Behauptungen, es gäbe im Preußenland vor der großen Pest um 1710 fast nur Familiennamen polnischen Ursprungs. Verballhornte deutsche Namen schreiben wir als Sortiernamen deutsch (Dietzlaff, Kollwitz, Schulz u.a.). Zukunft braucht das Wissen um die Herkunft, hier begründet im deutsch-polnische Nachbarschaftsverhältnis. Wünschenswert wäre es jedenfalls, wenn künftig die gebotenen Möglichkeiten jüngere wie ältere Menschen mehr nutzen würden als bisher.
Zum Bearbeitungsstand unserer Quellenauswertung
Zu unserer gegenseitigen Information führen wir hier eine Auflistung der wichtigsten Arbeiten an, die bisher geleistet wurden oder mit denen man sich zur Zeit beschäftigt. Die Aufstellung soll auch verdeutlichen, wieviel Arbeit trotz aller oft widrigen Umstände schon geleistet wurde. Während es bei unseren jüngeren Mitarbeitern in der Regel der Beruf und die Familie sind, die vor unserem Hobby Vorrang haben, so sind es bei den älteren auch gesundheitliche Probleme, die die Arbeitsmöglichkeiten einschränken. Wenn wir also nicht so viel tun können, wie wir möchten, sollten wir uns dennoch nicht entmutigen lassen. Die Freude, anfragenden Menschen, die nach ihren Vorfahren bisher weitgehend vergeblich gesucht haben, nun doch helfen zu können, weil alle in der Arbeitsgemeinschaft erarbeiteten Informationen für Auskünfte zur Verfügung stehen, entschädigen für die vielen Mühen. Namentlich zu nennen sind vor allem:
G. Bruderek: Auswertung der Ostpreußischen Kolonisten-Tabellen 1751-1756 für die Ämter Nbg. - Obg. und Umgebung nach Vorarbeiten von O. Wank und B. Maxin in Merseburg. Datenbank "Masurische Berufsbezeichnungen" (bearbeitet), KB Aweyden Geburten 1764-1815, Heiraten 1764-1780 in Koorperation mit M.J. und B.M.
Mich. Bulitta: Stadt Obg. Totenliste 1939-1945, Auswertung des Heimatboten der Kreisgemeinschaft Obg., Consignation des Amtes Obg. 1725 (bearbeitet), Qualitätskontrolle bei bearbeiteten KB Passenheim sowie Internet der GeAGNO.
A. Jakubassa: Taufregister Kl. Jerutten 1754-1819, alle Dörfer einschl. Lipowitz, in Koorperation mit M.J., Heiraten 1754-1772, 1805-1840, 1866-1875, Totenregister Ksp. Kl. Jerutt.
Martin Jend: Mühlenlisten im Amt Friedrichsfelde 1774, Schulakten der Dörfer Wappendorf, Mensgut, Opalenietz, Gr. Leschienen, Friedrichshof, KB Friedrichsh.: Geburten 1834-1842,
1849-1863, Heiraten 1760-1814, Geb.-Hei.-Tote 1724-1744 (in Arbeit). Amt Obg. AR und PT; Mikrofilmbeschaffnung und Datenbankverwalter für den Lkr. Obg.
Fürstenwalde: Geb.-Hei- Tote 1816-1874 (bearbeitet; Einleitung von D. Chilla).
Frank Jork: Arbeiten an Archivalien des GStAPK (Dahlem) zu Nbg.-Land mit Mikrofilmbestellungen, KB in Kooperation mit Jörg Langmann in den Ksp. Waplitz, Seelesen, Kurken
sowie Hohenstein St. u. L., teilweise mit B.M.
Reinh. Kayss: Verschiedene Vorarbeiten zu den eben genannten Kirchspielen. Datenbankverwalter für den Landkreis Nbg. (s. Kreisblätter, Mühlenlisten) sowie KB Muschaken in Zusammenarbeit mit B.M. (s. KB-Verzeichnis DZfG) einschließlich Qualitätskontrolle.
Bernh. Maxin: Umfassende Vorarbeiten seit 1978, Quellenbeschaffung, namenkundl. Forschungen.
(Es ist wegen Mißverständnissen zu bemerken, daß bei vielen Vorlagen die Schreib- weisen in AR und KB im 18. Jahrhundert mangelhaft und nur zu zweit lesbar sind).
Maxin/Jend: Amt Willenberg Amtsrechnungen, Mühlenlisten, PT Amt Friedrichsfelde Hofbesetzungsfolge 1726-1842, Jedwabno Heiraten 1811-1849.
W. Mittelbach: Vasallentabellen 1732-1811 der Ämter Gilgenburg, Soldau, Nbg. und Obg., KB Friedrichshof Geburten 1744-64, 1765-1803, Tote 1765-1813 (bearbeitet in Kooperation mit M.J.), Heiratsregister Johannisburg-Land.
Wilfred Monka: KB Obg.-St. u. L. und Militär 1818-1874 (bearbeitet), Heiratsregister Jedwabno in Koorperation mit Gisela Merchel, außerdem Archivbesuche.
Erhard Otto: Referenz-Datenbank zu Berufs- Amts- und Standesangaben in Ostpreußen. Diese Datenbank stellt eine Grundlage für das in Planung befindliche Projekt "Glossar zur Familienforschung in Westmasuren dar.
(Weitere Mitteilungen werden erwartet)
In den Neidenburger und Ortelsburger Heimatbriefen 1998 ist unter dem Stichwort "Wegzeichen der GeAGNO" auch einiges zur gegenwärtigen Quellenübertragung gesagt worden, wobei die Herren Armin Heckmann (Ksp. Kl. Koslau/Gr. Schläfken) und Hans und Peter Seybusch (Skottau-Thalheim) als Auskunftsgeber erscheinen. Es ist darauf hinzuweisen, daß als Herausgeber der (teilweise gemeinschaftlich) bearbeiteten Projekte nur die Quellenbeschaffer nach den Archivvorschriften in Frage kommen.
Bearbeitungsstand zum Heft 7
Wegen starker beruflicher Beanspruchung von Rektor Chilla verzögert sich die Fertigstellung der Einleitung zur geplanten Herausgabe des Heftes Nr. 7 (im September): "Die Kirchenbücher Fürstenwalde 1816-1874 als Grundlage soziologischer und genealogischer Untersuchungen im Grenzland zu Polen". Wir hoffen, dies im Oktober nachholen zu können.
Kontakte zu anderen genealogischen Arbeitsgruppen
Die GeAGNO hat von Anfang an Beziehungen zu mittel- und ostdeutschen Arbeitsgruppen gepflegt und Genealogentage besucht. Sie besitzt u.a. eine komplette Sammlung der Mitteilungen "Genealogie Magdeburg", in denen sich manche Informationen zu Namenkomplikationen befinden, und sammelt beachtenswerte Beiträge auch für Pommern, Westpreußen und Schlesien. Die Teilnahme an orts- und kreisgeschichtlichen Seminaren bietet Gelegenheiten, sich auf dem laufenden zu halten, einzumischen, mitzumischen und neues zu gestalten. Dabei ist immer wieder zu hören, daß viele Forschungsansätze oft schon um 1880, spätestens aber um 1850 mangels Primärquellen fast ganz zum Erliegen kommen. Einige versuchen dann über ortsgeschichtliche Recherchen noch etwas weiter zurückzukommen. Wir sind umfassend tätig in einer klar umrissenen Region z.Zt. von etwa 1675 bis 1875, können in vielen Fällen allerdings nur auf die Kreisarchive und Familienstammbücher verweisen. Es ist Interessierten unbenommen, sich über diese Zeiten hinaus westlich, nördlich und östlich anzuschließen., so wie es im letzten Jahr in den Ämtern Gilgenburg, Hohenstein und Sehesten geschehen ist.
Anmerkungen zum Vortrag von Klaus-Dieter Kreplin beim 50. Genealogentag (5.9.98)
Der methodisch und didaktisch gut vorbereitete und gehaltene Vortrag zum Thema "Historische Einwohner-Datenbanken" war für uns interessant, weil die GeAGNO sich bereits seit vier Jahren mit diesem Projekt für eine begrenzte Region befaßt. Die Aussagen von K-D. Kreplin mußten vor einem Zuhörerkreis, der sich mit diesem Thema bisher nur wenig beschäftigt hat, naturgemäß sehr allgemein gehalten werden. Detaillierte Ausführungen zu dem Problem hätten wohl eine Überforderung der Zuhörer bedeutet.
Wir betrachten unsere Arbeit mit der "Historischen Einwohner-Datenbank" auch nicht als die vollendete Lösung. Wichtig für uns war, einen Anfang zu machen und es nicht bei theoretischen Erörterungen zu belassen. Wir sind daher immer offen für Ideen und Lösungen zu einer solchen Konzeption. Hier gibt es noch Fragen, auf die weiter nach optimalen Lösungen gesucht werden müßte.
Für uns wäre ein konkretes Konzept für die Struktur einer solchen Datenbank (was soll den Quellen entnommen werden?) interessant. - Wie stellt man sich vor, das Problem der Identifikation einer Person bei unzureichender Quellenlage zu lösen? Welche Mindestangaben sind erforderlich?
Wir geben in unserer HED_AGNO zu einer Person neben dem Namen als weitere identifizierende Merkmale den Beruf, Angaben zum Ehepartner, Angaben zum Vater, zur Mutter und sonstige identifizierende Informationen (soweit es eine Quelle hergibt) an. Dadurch wird unsere Datenbankstruktur größer, als wir sie anfangs vorgesehen haben. Für uns wären daher Konzepte interessant, die den gleichen Informationsgehalt zu einer Person bei einer geringeren Anzahl der Felder bieten.
Die Frage der Organisation ist von großer Bedeutung. Es ist klar, daß eine solche Datenbank nur besteht, wenn sie von vielen Mitarbeitern "gefüttert" wird. Es ist also erforderlich, gemeinsame Regeln und Standards zu definieren, an die sich alle halten müssen. Wir haben uns auf Regeln verständigt, die für unser spezielles Forschungsgebiet, das besonders durch die deutsch-polnische Grenzlandsituation gekennzeichnet ist, gelten. Die benutzten Datenbankprogramme müssen kompatibel sein. Wir haben uns für dBASE 3+ als Austauschformat entschieden. Natürlich spielt dabei die Frage der Motivation der Mitarbeiter ständig mit. (Was sollte einen Bearbeiter veranlassen, seine mühsam erarbeiteten Datensätze an eine zentrale "Superdatenbank" wegzugeben? Die Situation "unten und oben" ist nach wie vor außerordentlich komplex und wohl von daher immer noch unbefriedigend.)
Die Frage der Qualitätskontrolle ist entscheidend, sonst enthält die Datenbank in kurzer Zeit nur "Informationsmüll". Sie ist mehr als nur Forderungen an Datenqualität und Qualitätsbeurteilung zu stellen. Qualität wird durch ständige Qualitätssicherung der eingegebenen Daten auf Dauer sichergestellt. Dies gilt für alle von Menschen erstellten Produkte, also auch für diese Inhalte. "Qualitätssicherung" kann aber aus Zeit- und Kostengründen nicht bedeuten, daß eine Institution alle Eingaben anhand der Quelle noch einmal nachprüft. Das dürfte nur ausnahmsweise in Stichproben geschehen. Die Aufgabe des Qualitätsprüfers ist, Differenzen anhand der bearbeiteten Quelle zu klären. Dies ist zwar ein sehr großer personeller und zeitlicher Aufwand, das Ergebnis wäre aber ein hoher Qualitätsstandard.
Die Frage der Nutzung ist ebenfalls sehr wichtig. Um Recherchen in großen Datenbanken durchzuführen, sind gewisse Grundkenntnisse erforderlich. Kreplin hat dies unter dem Stichwort "Barriere der exakten Suche" angesprochen. Die großen angebotenen Datenmengen stellen für den laienhaften Nutzer ein Problem dar (Barriere der gr. Datenmengen ...), weil sie leicht zu Fehlinterpretationen verführen. Man muß sich Gedanken um Plausibilitätsprüfungen machen und diese in großen Datenbanken auch durchführen können. Nach unseren Erfahrungen darf man Personen, die sich mit der Suche nach Vorfahren beschäftigen, nicht mit großen genealogischen Datenbanken alleine lassen. Sie benötigen Unterstützung, weil der erforderliche Erwerb der datenbanktechnischen und genealogischen Grundkenntnisse jedenfalls den meisten Anfragern zu kompliziert erscheint und sie für ihr spezielles Anliegen auch gar nicht bereit sind, sich diesen Mühen zu unterziehen.
Dies soll ein kurzer Aufriß einiger Problemfelder sein, die sich uns zu dem Projekt stellen. Für unsere Arbeitsgemeinschaft in einer überschaubaren Region und für einen überschaubaren Kreis von Leuten haben wir Lösungen gefunden, die ziemlich gut funktionieren. Soll das Konzept ausgedehnt werden, so sind andere Lösungen erforderlich. Wir sind bereit, unsere Erfahrungen, wenn sie erwünscht sind, in einem "gesamtostdeutschen" Projekt, das Regionen übergreift und zugleich durchschaubar bleibt, einzubringen. Gerade deshalb stoßen Gedanken, wie sie K.-D. Kreplin vorgetragen hat, bei uns auf besondere Aufmerksamkeit. (s.Hinweis S. 6)
Empfehlenswerte Literatur (Fortsetzung bisher nicht benannter Beiträge, die zum Verstehen der Beziehungen zwischen Deutschen und Polen und auch für den Ausbau der HED von Bedeutung sind).
Naumann, Horst u.a. : Das große Buch der Familiennamen. Niedernhausen/Ts.; FALKEN, 1994.
Herkunft und Bedeutung von FN interessieren viele Menschen. Dieses Buch gibt Auskunft über den Ursprung und die sprachliche Entwicklung von über 9500 Namen aus allen Teilen des dt. Sprachraumes sowie weitere 5000 Laut- und Schreibvarianten und über 2300 Ortsnamen. Damit liegt ein umfangreiches Nachschlagewerk vor, das einen guten Einblick in den Gesamtbestand des heutigen dt. Familiennamenschatzes ermöglicht. Die slawischen FN bearbeitete Prof. Dr. W. Wenzel.
Hackmann, Jörg: Ostpreußen und Westpreußen in deutscher und polnischer Sicht. Landeshistorie als beziehungsgeschichtliches Problem. Wiesbaden, 1996. (Quellen und Studien auch für Masuren!).
Hirsch, Helga: Die Rache der Opfer. Deutsche in polnischen Lagern 1944-1950. Rohwohlt Berlin, 1998. (Dieses Buch bietet auch einiges zur Frage der Quellenbenutzung in polnischen Archiven).
Niedorf, Helmut R.: Die Farben der Masuren. Münster/W., 1998. (In dieser Broschüre werden die Beziehungen des Königsberger Corps Masovia zur Bevölkerung Masurens umfassend untersucht. - Sie hat in kurzer Zeit nicht nur starkes Interesse gefunden, sondern auch Erinnerung an Familienüberlieferungen wachgerufen, in denen die masurischen Farben himmelblau-weiß-rot eine Rolle spielen bei der Kleidung der Kinder, Jugendlichen, Frauen und Amtspersonen sowie bei Gartenzäunen).
Ausblick
Wir sind weiterhin bereit, Hilfen anzubieten, Türen zu öffnen, Quellen zu vermitteln und Zusammenhänge aufzuzeigen. Die freundliche Einladung zum Mitmachen darf nicht fehlen, wieder bitten wir um Unterstützung. Es gibt für Masuren noch viel zu tun. Besuchsreisen in das Land der Vorfahren können viel bedeuten, doch weit mehr läßt sich durch unsere Forschungsweise in Erfahrung bringen.
Über den Verbleib der Passenheimer evang. Pfarramtsakten, die 1976 und 1985 noch vorhanden waren, wissen wir heute mehr und werden diese "traurigen" Geschehnisse an anderer Stelle dokumentieren.
Die Zusammenarbeit mit Fachexperten in Leipzig führte uns nach Breslau, wo derzeit polnische Forscher bemüht sind, schlesische Regionalgeschichte unter namenkundlichen Aspekten zu verstehen. Die bisherigen Forschungen der Kreisgemeinschaften deutscherseits sind - bis auf wenige Ausnahmen - für Südostpreußen leider unzureichend. Wir haben den Eindruck, daß von Schlesien her neue Sichtweisen auch für die masurische Namenskunde eröffnet werden.
Hinweise
- Einige der Stichworte in der Doppelbiene vom März d.J. sind aktuell geblieben. Zusätzlich weisen wir darauf hin, daß an der Erweiterung des Ortskodes der GeAGNO für einige benachbarte ehemalige Kirchspiele der Ämter Gilgenburg, Hohenstein, Allenstein, Sehesten (südl. Teile) gearbeitet wird. Dabei wird manches bei den Neidenburgern und Ortelsburgern ergänzt, z.B. aus den Werken von A.Boetticher "Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen" (Oberland / Masuren).
- Bei Arbeits- und Beratungstreffen werden Forschungsprojekte auf ihre Zweckmäßigkeit überprüft, Aufgaben neu verteilt etc. So haben wir es für sinnvoll erachtet, künftig Auskünfte bei denen zu belassen, die die Quellen zugänglich gemacht haben. Vorgespräche für eine besondere Vereinbarung sind bei der DZfG Leipzig geführt worden; es ist zur erwarten, daß sie im positiven Sinne weitergeführt werden können, wenn die Organisationsform für die Einwohner-Datenbanken ausdiskutiert ist.
- Der überarbeitete Entwurf mit den Sortiernamen zu den rund 45.000 westmasurischen Familiennamen umfaßt 400 Seiten, er wird nur Mitgliedern und Beratern überreicht bzw. zugeschickt. Martin Hennig wird - sobald es geht - den kopierfähigen Ausdruck vornehmen.
- B. Maxin hat sich bereit erklärt, bis auf weiteres noch "Jokerdienste" zu leisten, erwartet allerdings, daß nicht Forderungen ohne Gegenleistungen gestellt werden. Seine Zeit ist stark bemessen.
- Einladungen zu Arbeits- und Beratungstreffen der GeAGNO erreichten uns von Bruno und Margret Spaltner in Vlotho bei Herford - etwa Rosenmontag oder an einem Samstag Ende März. Wir hätten dort ideale Voraussetzungen zu einem "Seminar" mit Klaus-Dieter Kreplin und acht Personen, um u.a. inhaltliche Bearbeitungsformen und langjährige Erfahrungen mit Einwohner-Datenbanken, wie er sie in seinem Beitrag in Lünen/Westf. vorgetragen hat, näher zu diskutieren.
- Die Formen bzw. Datenträger bei Veröffentlichungen von Arbeitsergebnissen der GeAGNO werden ab Heft Nr. 7 (s. S. 4) voll den Wünschen der Institutionen entsprechen, die uns aus ihren Archivbeständen Materialien zur Verfügung stellten und denen wir Pflichtexemplare schuldig sind (DZfG Leipzig, GStAPK B.-Dahlem und EZA Berlin).
- Für das katholische Kirchspiel Groß Bertung (bei Allenstein) hat Stud.Dir. Gerhard Glombiewski über 3600 Todesfälle aus der Zeit 1868-1905 erfaßt (mit Orts- und Personenregister). Die Broschüre (rund 200 S.) wird ab Dezember 1998 erhältlich sein für DM 25.-- plus Porto. Eine weitere Datei mit über 2700 Namensträgern aus Ost- und Westpreußen kann ebenfalls erworben werden.
Anschrift: Gerhard Glombiewski, Am Vosshohl 17, 44225 Dortmund.
- Wer die äußere Form dieser Biene mit ihren Vorgängerinnen vergleicht, dem wird auffallen, daß wir den Wünschen nach etwas lockeren Zeilenabständen entsprochen haben, wir bleiben aber bei sparsamen Gebrauch von Papier. Zu den einzelnen Titelblättern noch dies: Im Frühjahr erscheint stets die Biene im Briefkopf, im Herbst wechseln die anderen Zeichen. Diese Merkmale lassen sich übrigens mit den Masurenfarben gut in Beziehung setzten, wahrscheinlich werden wir sie in unser Titelblatt für die Gesamtübersicht unserer Beiträge einbeziehen.
- Für die nächste Biene im März erbitten wir wieder Anregungen, Stichworte oder auch behandelte Themen für die Kreisgemeinschaften. Wir grüßen alle Empfänger unserer Wegzeichen und sehen mit Interesse den Rückmeldungen entgegen.
M. Jend R. Kayss B. Maxin